Eingleisig elektrisch nach Kolobrzeg (Kolberg)?

von Jens Hansel (Kommentare: 0)

Bahnausbau nach Szczecin (Stettin) doch nur eingleisig?

Alter Zug in Kolobrzeg (Kolberg). Foto: Kolberg-Café
Eine alte Lok in Kolobrzeg (Kolberg)

Mit der Bahn nach Kolobrzeg (Kolberg): Das Thema beschäftigt uns immer wieder, und zwar, weil es wichtig ist. Wichtig für die Menschen, die von der Ostsee zum Beispiel nach Berlin möchten, in der Saison auch für die Touristen, die an die Ostsee möchten. Wichtig vor dem Hintergrund des starken Autoverkehrs auf der Strecke. Nun gibt es etwas Neues zum Ausbau des Bahn-Nadelöhrs zwischen Angermünde und Szczecin (Stettin): Der Ausbau soll nicht wie angekündigt kommen.

Eigentlich war geplant, das rund 40 Kilometer kurze Teilstück der Bahnstrecke zweigleisig und elektrifiziert auszubauen. 30 Kilometer der betroffenen Bahngleise liegen in Deutschland, 10 in Polen. Nun soll, aus Kostengründen, voraussichtlich auf das zweite Gleis verzichtet werden. Die Elektrifizierung und die grundsätzliche Sanierung, damit die Züge schneller fahren können, sollen demnach aber kommen.

Eine positive Seite

Das kann man nun sowohl positiv als auch negativ sehen: Der größte Kritikpunkt der langsamen Fahrt kann damit ausgeräumt werden, wenn die Sanierung denn dann irgendwann mal wirklich begonnen wird. Nach Instandsetzung der Bahndämme und Gleise können die Züge endlich wieder schneller fahren als die Läufer des 147-Kilometer-Ultramarathons von Szczecin nach Kolobrzeg unterwegs sind. Auch die Elektrifizierung hat einen Sinn: Dann sind auch elektrisch betriebene Züge einsetzbar, die man auch innerhalb Berlins weiterfahren lassen kann. Dieselzüge, wie sie nun eingesetzt werden, können bestimmte Strecken und Bahnhöfe in Berlin aufgrund des Schadstoffausstosses nicht durch- oder anfahren.

Versäumnisse für die Zukunft

Die Krux an der Sache: Kommt die Zweigleisigkeit nicht, wie nun bei Bahn und Politik diskutiert, werden sich die Geschwindigkeitspotenziale auf der Strecke kaum heben lassen. Mehr Züge sind kaum einsetzbar, weil sie sich nur an wenigen Stellen begegnen können. Damit wird der Bahnverkehr weiter im Vergleich zu den Shuttle-Bussen und Privat-PKW ins Hintertreffen geraten, obwohl bereits nach den uns vorliegenden Informationen des VBB (Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg) unter den jetzt eigentlich inakzeptablen Fahrtzeiten auf dem Teilstück die Passagierzahlen steigen sollen. Die Chance, die Strecke wirklich konkurrenzfähig gegenüber der Straße zu machen, wird damit vertan. Denn man weiß: Ist erst einmal ein Ausbau erfolgt, wird es so schnell keine weiteren Erweiterungsarbeiten geben. Auch wenn in der Politik nun immerhin gefordert wird, den Platz für das zweite Gleis zumindest frei zu halten (siehe Artikel im Tagesspiegel). Die lokale Politik der Region (siehe Artikel des RBB) ist ohnehin 'not amused' darüber, bei Investitionsfragen regelmäßig abgehängt zu werden.

Der noch von Verkehrsminister Ramsauer geschlossene Staatsvertrag zum Ausbau der Strecke scheint also nun auf eine Minimallösung heruntergekocht zu werden. Sicher: Besser als nichts, aber nicht zu Ende gedacht. Immer mehr Pendler, der künftige Berliner Flughafen als Reisendenmagnet, Tourismus und Arbeitsmigration in beide Richtungen - Gründe für ein Wachstum der Passagierzahlen bestehen reichlich. Im Vergleich dazu sind die jetzt realisierbaren Einsparungen gering, vor allem, wenn man in wenigen Jahren tatsächlich nachbessern will. Schade. Noch ist die abschließende Entscheidung nicht verkündet, vielleicht gibt es ja noch eine neue Bewertung. Ansonsten bleiben die Bahnfahrtzeiten weiter unter dem, was vor dem Zweiten Weltkrieg erreicht wurde: Da war man sogar mit Dampflokomotiven 30 Minuten schneller in Szczecin.

 

 

 

Artkel: RBB - http://www.rbb-online.de/wirtschaft/beitrag/2015/06/bahnstrecke-berlin-stettin-ausbau-regionalbahn.html

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