2010, 2012, 2015, 2020, 2024: Die Bahn lässt sich Zeit

von Jens Hansel (Kommentare: 2)

Der Ausbau der Strecke zwischen Berlin, Szczecin (Stettin) und damit Kolobrzeg (Kolberg) hängt

Alte Lokomotive auf dem Bahnhof in Kolberg. Foto: Kolberg-Café
Alte Lokomotive auf dem Bahnhof in Kolberg. Foto: Kolberg-Café

Wenn die Bahn ein Computer-Betriebssystem wäre, würde man sich über diese Meldung freuen: "Der Prozess reagiert nicht mehr. Bitte starten Sie das System neu". Leider gibt es diese Meldung nicht, sondern weiterhin nur ein sich langsam drehendes Wartesymbol. Die Bahn ist eben kein Betriebssystem, das man mal eben schnell neu starten kann. Erneut verzögert sich nämlich die Verbesserung der Bahnverbindung zwischen Szczecin (Stettin) und Berlin. Und wieder einmal geht es um Jahre, nicht um Monate.

2010, 2012, 2015, 2020, jetzt 2024: So kommentierte ein Kollege die aktuell vorliegende Meldung zur Umsetzungsplanung der Verbesserung der Bahnverbindung nach Szczecin (Stettin), von Angermünde aus. Das betrifft direkt die Verbindung von Berlin bis Kolobrzeg (Kolberg), weil man hier "durch muss". Diese Jahreszahlen wurden bereits genannt, als es um das Ausbauvorhaben ging. Und auch jetzt ist trotz vieler Versprechen, sogar Verträge und Ankündigungen 2024 immer noch nicht wirklich gesichert. Kein Wunder, dass keiner mehr auf die Bahn wartet, wenn es doch mit dem Auto so viel schneller an die Ostsee geht.

Unzählige Hoffnungen, zähes Vorankommen

Was gab es nicht alles schon für scheinbar verbindliche Festlegungen, Vereinbarungen und Ankündigungen. All die Artikel bei uns dazu können wir schon gar nicht mehr verlinken, ohne eine Linkwüste zu erzeugen (für einen schnellen Überblick einfach die Suchfunktion mit dem Stichwort Bahn bei uns nutzen). Nun also ist 2024 im Gespräch, immer noch ist das Ausmaß des Ausbaus offen. Keiner weiß, ob es nur die Minimallösung mit Elektrifizierung der Strecke und der Sanierung der Gleisanlagen gibt, oder einen zukunftsorientierten zweigleisigen Ausbau. Nur mal so: Im letzten Jahr hieß das Jahr noch 2020, in dem das alles fertig sein sollte. Heute berichtet die Märkische Oderzeitung, dass nach neuesten Information die Fertigstellung 2024 abzusehen sei - wenn denn bald entschieden wird. 2030 soll es dann einen engeren Takt nach Polen geben.

Überall stockt der Ausbau trotz steigender Nachfrage

Die Nachfrage nach Bahnverbindungen an die Ostsee und nach Szczecin steigt, zumindest bestätigen das die meisten Verantwortlichen und die bekannten Zahlen. Auch auf unserer Sonderzugfahrt nach Kolobrzeg hörten wir begeisterte Kommentare: "Wenn ich mit der Bahn ohne häufiges Umsteigen und ähnlich schnell wie mit dem Auto nach Kolobrzeg käme, würde ich die Bahn nehmen". Doch immer mehr Menschen gewöhnen sich an den Buspendelverkehr und das Auto, weil die Bahn weiterhin - voraussichtlich bis mindestens 2024 - immer noch sehr gemächlich und mit vielen Umstiegen dem Komfort von Bus und PKW hinterherfahren wird. Schade.

Dennoch eine Alternative

Dennoch sollte man nicht verzagen: Für bestimmte Zielgruppen ist die Bahnreise nach Kolobrzeg auch heute bereits attraktiv. Wen etwas längere Fahrtzeiten nicht stören, wer an Werktagen reisen kann (dann ist der Zug auch nicht überfüllt) und wer wenig transportieren muss, der kommt mit den heutigen Verbindungen klar. Sollte die Direktverbindung nach Kolobrzeg, die aktuell nach verschiedenen Informationsquellen geprüft wird, kommen, lässt sich auch mit mehr Gepäck reisen. Dann entfällt der Umstieg in Szczecin und (meistens) Angermünde.

Wir bleiben auf jeden Fall in diesem Thema engagiert: Weil es für die Umwelt, die Urlaubsqualität und die Belastung der Straßen auf dem Weg in den Urlaub und im Urlaubsort am besten ist.

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Kommentare

Kommentar von Zeuge |

Wir waren im Winter dort und sind auch einmal per Zug gefahren, alles prima, sehr pünktlich und gut gefahren, nur die armen Autofahrer mussten warten, und das nicht nur an Beschrankten Übergängen, hier sollte erst einmal aufgeräumt werden, die Perspektive für Urlauber ist hier zweitrangig, d.h. kein Service für Tode an Übergängen ohne Schranken und Sicherheitssignal-Anlagen. wie dies wieder einmal vor kurzen in der Zeitung stand. Gazeta -2017-03

Kommentar von Jens |

Hallo und Guten Tag,

Sie haben Recht: Es gibt nach wie vor noch viele gefährliche Bahnübergänge in Polen. Allerdings ist die "Wartekultur" und "Vorsichtskultur" auch sehr ausgeprägt; ein erfahrener Autofahrer in Polen wird nur sehr vorsichtig und aufmerksam über einen der unbeschrankten Bahnübergänge fahren. Auch bei den beschrankten Übergängen gibt es manchmal Fehlfunktionen - auch hier heißt es: Aufpassen!

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