Refugium zwischen Top-Hotels
von Jens Hansel (Kommentare: 0)
Entdeckt: Zwischen Luxushotels bietet das Mola Beach urige Gemütlichkeit
Mit „Hier werden Sie stets höflich und freundlich bedient“ ist eines von zahllosen Schildern vor dem niedrigen Gebäude an der Strandpromenade beschrieben. Daneben: Liebevoll arrangierte Fahrräder, eines mit einem Kasten Bier auf dem Gepäckträger, ein kleiner Leuchtturm, bunt gemischte Hinweise in polnischer, deutscher oder russischer Sprache, ein Plakat, das auf Fußball-Übertragungen auf Deutsch hinweist. Fast schon eingeklemmt zwischen noblen 4- und 5-Sterne-Hotels mutet der Eingangsbereich des Mola-Beach fast wie ein Refugium für Alternativurlauber an. Wir haben es uns einmal angesehen.
Vielleicht war das Schild mit dem Hinweis auf die stets freundliche und höfliche Bedienung einfach eines von vielen Sammelsurien-Stücken, die der Mola Beach-Besitzer Hartmut irgendwo aufgetan hat. Vielleicht aber war - oder ist - es immer noch ein Hinweis an die deutschsprachigen Gäste, dass sie sich in der urigen Atmosphäre der Anlage wohl fühlen können, ganz wie daheim. Gerade in der Vergangenheit war nicht jedes polnische Hotel besonders serviceorientiert, manchmal suchte man die Freundlichkeit im barocken Krankenhaus-Charme mancher zu Hotels mutierter Sanatorien länger. Das hat sich in den letzten Jahren zwar massiv verändert, seitdem Service-Schulungen üblich snd und die Anliegen von Gästen aller Länder zuvorkommend und professionell in den meisten Hotels bedient werden. Aber Mola Beach ist, nun ja, immer noch gänzlich anders.
Erst einmal: 1A-Lage, das wird jeder Besucher konstatieren. Direkt am neuen famosen Premiumstrand im Osten der Stadt. Und zwar dort, wo kein Baum den Blick vom Meer ablenkt. Blick auf Sonnenuntergänge inklusive, morgendlich kann man direkt am Strand essen und wohnen. Was gänzlich anders ist: Das wird schon beim Betreten des Restaurants gleich an der Promenade deutlich. Anstelle von dreifachverglasten Riesenfenstern und Design-Einrichtung gibt es eine Holzkonstruktion mit gemütlichem Flohmarkt-Charme. Keine weißen Tischdecken mit edlen Weingläsern, sondern Holztische und viele Sammelsuriumsstücke, die an den Wänden und an den Decken hängen. Wohl jeder Fußballfan dürfte den Wimpel seines Vereins wiederfinden, auch aus Deutschland. An der Westseite gibt es den großen Fernseher für die Fußballübertragungen, für die sogar die Gäste der Nobelhotels im Umfeld ins Mola Beach kommen. Aber nicht nur dafür: Auch für ein gemütliches Sonnenuntergangsbier. Das Restaurant mag zwar einfach-rustikal wirken, die Musik im Hintergrund ist eher fetzig als chillig: Auf das Essen lassen Hartmut und Michael aber nichts kommen: Natürlich gibt es hauptsächlich Fisch. Warum? Ein wichtiges Standbein der Anlagenbetreiber ist nämlich die Organisation von Angeltouren auf der Ostsee. Aber leckeren Kuchen, Fritten und anderes Bodenständiges bekommt man hier auch. Besonders gut kommen bei deutschen - von denen hier viele zu finden sind - wie auch polnischen Gästen die Matjes- und Heringsgerichte an. Klassiker aber ist der Dorsch, der auch das Logo von Mola Beach ausmacht. Genau genommen ist es ein tanzender Dorsch.
Nicht nur essen kann man im Mola Beach, sondern auch Angeln und Wohnen. Und Fahrräder leihen. Fürs Angeln ist Hartmut mit seinem Team feste Institution in Kolobrzeg. Angeboten werden Tages- und Mehrtagesausflüge für Einzelpersonen und Gruppen, auf verschiedenen Kuttern. Auch Brandungsangeln kann man mit den Mola-Beach’ern. Fahrten führen weit auf die Ostsee, bin hin nach Bornholm. An Bord wird auch übernachtet und gekocht, denn das Angeln macht ja hungrig. Und wenn die Jäger nach Dorsch und Hering dann wieder zurück in den Kolobrzeger Hafen einfahren, überzieht meist ein glückliches Grinsen das Gesicht. Im Mola Beach steht im Anschluss alles zur Verfügung, was für die Weiterverarbeitung des fischigen Fanges erforderlich ist.
Wer den Fisch nur essen möchte und nicht selbst angeln, wird aber auch fündig: Vor allem Familien und Hundebesitzer, und zwar vor allem im Sommer. Dann nämlich, wenn das Angeln nicht gar so ergiebig ist, wechselt die Anlage in die Hände von Familien und Tieren. Familien ohne Anspruch an edlen Luxus fühlen sich in den Finnhütten mit Bad, Heizung und Küche wohl, wo man auf der Terrasse auch mal grillen kann. Hundebesitzer schätzen das unkomplizierte Mitnehmen des vierbeinigen Freundes. Der ist nicht allein dort, sondern findet auch andere tierische Genossen in einem kleinen Zoo vor: Ein Pony, Ziegen und Vögel werden auf dem Gelände gehalten, und die Ziegen klettern auch schon mal über die Dächer.
Zum Fahrradleihen kommen auch die Nachbarn aus den Hotels vorbei. Das geht hier nämlich schnell und unkompliziert. So wie fast alles im Mola Beach locker und direkt abläuft. Das, was die Gäste schätzen. Für uns jedenfalls wirkte das Mola Beach wie ein etwas alternatives Refugium zwischen den Hotels. Ein bisschen Zeltplatz-Flair, ein wenig Jugend, viel Freiheit. Aber vor allem locker-lustige Stimmung. Nichts für Leute, die einen Wellness-Urlaub suchen, sondern für Naturfreunde. Wer mehr darüber erfahren möchte, findet es im Internet: Unter www.molabeach.com. Wer sich fürs Angeln in Kolobrzeg interessiert, sollte einmal in unseren Artikel zum Schippern & Angeln hineinlesen.
Update 2021: Das Molabeach ist geschlossen und hat einen Nachfolger in Deutschland.
Hinweis: Wir bekommen keine Vergütungen vom Anbieter der Leistungen. Aber eine Tasse Café haben wir angenommen.
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