Über Aufstieg und Fall des Berlin-Kolberg-Tickets bei der Bahn

von Jens Hansel (Kommentare: 0)

Eine gute Idee, nur schlecht umgesetzt? Oder ein Vorbote künftiger Direktverbindungen?

Es gab einmal ein Berlin-Kolberg-Ticket bei der Deutschen Bahn, mit dem man für einen Festpreis von Berlin nach Kolberg und natürlich auch zurück reisen können sollte. Ein wenig märchenhaft klingt es, und tatsächlich: Es gab dieses Ticket offenbar tatsächlich nie, obwohl man es kaufen konnte. Ein Widerspruch?

Wer heute an einen Fahrkartenautomaten der Deutschen Bahn tritt und dort nach diesem Berlin-Kolberg-Ticket sucht, wird in der Regel nicht mehr fündig. Und das ist auch gut so, allerdings: Es soll noch Automaten mit alter 'Firmware', also gewissermaßen alten Daten darauf geben, die das Ticket immer noch auf dem Bildschirm anbieten. Soll, wir konnten allerdings in Berlin in unserem Umkreis keinen solchen mehr finden.

Wer heute bei der Fahrkartenauskunft, der elektronischen versteht sich, die Verbindung nach Szczecin (Stettin) oder eben Kolobrzeg (Kolberg) eingibt, bekommt - an Automaten außerhalb der Region Berlin-Brandenburg ohne VBB-Taste - den 'normalen internationalen Preis' angezeigt. Das an sich ist schon suboptimal: Denn es gibt mit dem VBB-Tarif vom Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg einen günstigeren Bahnpreis für die Strecke zwischen Stettin und Berlin. Der gilt allerdings nur, wenn man keine Verbindung wählt, die zwischendurch Brandenburg verlässt und beispielsweise über Pasewalk führt. Also man merke: VBB-Verbindungen werden auf den Automaten der DB (Deutsche Bahn) generell nicht angezeigt, auch wenn sie günstiger sind. Kompliziert genug, vor allem, weil man dann noch auf dem Stettiner Bahnhof das Anschlussticket nach Kolberg kaufen muss. Dieses kann man zwar auch online bei der polnischen Bahn erwerben, was aber dem einen oder anderen doch zu kompliziert ist.

Wie dem auch sei: Zurück zum Berlin-Kolberg-Ticket. Dessen Entstehung begleitete den wohlmeinenden Ansatz, eine Direktverbindung zwischen Berlin und Kolberg zu etablieren. Dies wurde auch in der Presse 2010 vollmundig angekündigt (etwa in der Berliner Zeitung). Und damit auch der einheitliche Fahrpreis. Offenbar wurden dann auch gleich die Automaten umgerüstet. Allerdings: Schon kurze Zeit später ruderte man zurück (siehe diesen Artikel in der Berliner Zeitung), offenbar, weil irgendetwas mit der Zulassung der Bahnen in Polen nicht klappte; die Medien sprechen von Versäumnissen auf polnischer Seite. So gab es nun einen nicht allzu kurzen Zeitraum, in dem ein Berlin-Kolberg-Ticket an den DB-Automaten erhältlich war, das, wie uns ein Leser versicherte, laut Auskunft der Bahn von der polnischen Bahn gar nicht anerkannt wurde. Eine skurrile Geschichte, aber hoffentlich kein Hindernis für einen weiteren Anlauf für die Direktverbindung. 

Mehr zur Reise mit der Bahn nach Kolobrzeg (Kolberg) lesen Sie hier. 

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